Wussten Sie, dass die Stoßwellenbehandlung eine wirksame Alternative zur Operation sein kann?

Extrakorporale Stosswellentherapie

Stosswellen sind ‹Schallimpulse›, die von außen in den Körper einwirken. Diese Therapieform wird als ‹extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) bezeichnet. Durch eine Anwendung der extrakorporalen Stosswellentherapie können orthopädische Erkrankungen ohne operativen Eingriff behandelt werden. Chronische Schmerzen werden in kurzen Sitzungen erfolgreich therapiert und so erhält der Patient seine schmerzfreie Beweglichkeit zurück. Die Behandlung – schnell, sicher, erfolgreich! Anästhesiefreies Verfahren, schonende Anwendung und hohe Heilungsrate.

Welche orthopädischen Erkrankungen können mit der Stosswellentherapie behandelt werden?

Folgende Erkrankungen des Bewegungsapparates werden im Gelenk- und Wirbelsäulen-Zentrum Emmenbrücke mit der fokussierten oder der radialen Stoßwellentherapie behandelt:

  • Kalkschulter (Tendinosis calcarea)
  • Fersensporn
  • Hackensporn (Haglundexostose)
  • Entzündung der Sehnenplatte der Fußsohle (Plantarfasciitis)
  • Schmerzsyndrom der Achillessehne (Achillodynie)
  • „Tennisellenbogen“ (Epicondylitis humeri radialis)
  • „Golferellenbogen“ (Epicondylitis humeri ulnaris)
  • Überlastung des Kniescheibenapparates (Patellaspitzensyndrom)
  • Ostechondrosis dissecans (Knochenschädigung unterhalb des Gelenkknorpels)
  • Schmerzen bei Muskelverhärtungen (z.B. Triggerpunkte bei myofascialen Schmerzsyndromen)
  • Schleimbeutelentzündung an der Hüfte (Bursitis trochanterica)
  • Ermüdungsbrüche (z.B. der Mittelfußknochen)
  • verzögerte Knochenbruchheilung und Pseudarthrosen (Falschgelenke)

Was für Formen von Stosswellen gibt es?

Wir unterscheiden in der orthopädischen Anwendung prinzipiell 2 Arten von Stoßwellen, die hochenergetische, fokussierte Stoßwellentherapie und die niederenergetische, radiale Stoßwellentherapie.

Beide Stoßwellenarten unterscheiden sich zum einen in der Eindringtiefe in das Gewebe voneinander und zum anderen in der Bündelung der aufgebauten Druckwelle. Die fokussierte Stoßwelle eignet sich vor allem zur Behandlung von Erkrankungen in tiefer liegenden Gewebezonen, z.B. von Kalk bei einer Kalkschulter.

Bei der radialen Stoßwellentherapie hat der Ultraschallkopf eine breitere Auflagefläche und verteilt den Stoßwellenimpuls mehr in die Breite als in die Tiefe und wird deshalb besonders bei oberflächlicheren Erkrankungen, wie beispielsweise Triggerpunkten der Nackenmuskulatur, Ansatztendinosen (Tennisellenbogen oder Golferellenbogen) und speziell bei Muskelbeschwerden im Amateur- und Profisport eingesetzt. Gerade bei chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparates kann durch die Stoßwelle der Krankheitsverlauf oft beendet oder deutlich verkürzt werden. Eine eventuell notwendige Operation kann häufig vermieden werden.

Fragen und Antworten

In der Behandlung von Nierensteinen wird die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) seit 1980 erfolgreich angewendet. Im Rahmen dieser Therapie wurde als Nebeneffekt eine Erhöhung der Knochendichte im Bereich der Darmbeinschaufeln beobachtet und daher auf einen knochenaufbauenden Effekt dieser Stoßwellen geschlossen. Die ersten gezielten orthopädischen Anwendungen der hochenergetischen Stoßwellentherapie erfolgten dann im Jahr 1991 mit großem Erfolg bei der Behandlung von verzögerten Knochenbruchheilungen und Pseudarthrosen (Ausbleiben der Knochenheilung, z.B. nach einem Bruch). Extrakorporale Stoßwellen werden seither zur Behandlung von Pseudarthrosen an verschiedenen internationalen Zentren mit Erfolgsraten von über 75% weltweit angewendet.
In zahlreichen Studien (Rompe und Gerdesmeyer, u.a.) wurde zu Beginn der 1990er Jahre die Wirksamkeit der extrakorporalen Stoßwellentherapie zur Behandlung von Weichteilverkalkungen in der Rotatorenmanschette der Schulter nachgewiesen. Durch intensive Forschung konnte in den darauf folgenden Jahren das Spektrum der Krankheitsbilder am Bewegungsapparat deutlich erweitert werden und beinhaltet heute neben vielfältigen Anwendungen im Bereich der Orthopädie auch die Therapie von Wunden und Verbrennungen.
Gerade in den letzten Jahren konnten zahlreiche Studien die klinische Wirksamkeit der fokussierten Stoßwellentherapie bei einer Vielzahl orthopädischer Krankheitsbilder nachweisen. Auf der Internetseite der DIGEST (Deutsche Internationale Gesellschaft für Extrakorporale Stoßwellentherapie) können Sie sich gerne einen Überblick über entsprechende Studien verschaffen.
Bei der extrakorporalen Stoßwelle handelt es sich um eine in einer speziellen Apparatur außerhalb des Körpers erzeugten Druckwelle. Anders als bei einer normalen Sinuswelle hat sie einen extrem raschen Anstieg, einen sehr hohen Druck und ein niedriges Absinken in den Unterdruckbereichen. Ihre Gesamtenergie wird in mJ/mm2 gemessen. Ihre Wirkung wird dem entsprechenden Krankheitsbild des Patienten angepasst und somit die Eindringtiefe und die Bündelung individuell eingestellt. Die erzeugte Bewegungsenergie wird somit in eine Stoßenergie umgewandelt.
Durch die Stoßwellentherapie kommt es zur Stimulation der Selbstheilungskräfte des Körpers. Durch das Prinzip der sogenannten „Mechanotransduktion“ (hierbei wird mechanische Energie in biomechanische Prozesse umgewandelt) werden Enzyme und andere Botenstoffe (Substanz P, COX-2, Prostaglandin E2, etc.) ausgeschüttet, die im Körper Heilungsprozesse anstoßen. Somit werden Stoffe die unter anderem für eine Entzündung verantwortlich sind aus dem entsprechenden Gewebe über die Blut- und die Lymphbahnen aus dem Körper transportiert. Insgesamt wird die Gesamtdurchblutung des Gewebes deutlich erhöht und über die sogenannte „gate-control-Blockierung“ die Schmerzleitung im Gewebe reduziert. Diese Effekte führen zu einer deutlichen Schmerzlinderung und einer Stärkung der körpereigenen Reparationsfähigkeit des Gewebes.

Insgesamt treten bei der Stoßwellentherapie nur sehr selten Nebenwirkungen auf. Umschriebene Hautrötungen und kleinere Hämatome (Blutergüsse) sind beschrieben worden. Direkt nach der Behandlung kann es zu einer leichten Schmerzzunahme im behandelten Bereich kommen.

Nicht angewendet werden sollte die Stoßwellentherapie bei:

  • einer akuten Infektion im zu behandelnden Bereich
  • Patienten die Blutverdünnungsmedikamente wie Marcumar o.ä. einnehmen
  • offenen Wachstumsfugen (bei Kindern und Jugendlichen) im Stoßwellengebiet
  • einem bösartigen Tumor im Stoßwellengebiet
  • Bereichen in denen die Lunge im Gebiet der Stoßwelle liegt
Die Stoßwellenbehandlung erfolgt ambulant und dauert ca. 10 bis 15 Minuten pro Sitzung.
Krankheitsbildabhängig werden 1000 bis 4000 Stoßwellen bei Einzelenergien von ca. 0,1 – 0,6 mJ appliziert. Je nach Krankheitsbild werden drei bis fünf Stoßwellenbehandlungen in etwa wöchentlichen Abstand durchgeführt. Sollte es sich beispielsweise um das Krankheitsbild einer Kalkschulter handeln, wird zuerst durch Ultraschall das Kalkdepot an der Schulter eingestellt.

Eine lokale Betäubung wird nicht durchgeführt (Studien haben eine schlechtere Wirksamkeit der Stoßwellentherapie bei gleichzeitiger Anwendung von Lokalanästhetika nachgewiesen). Insgesamt ist die Behandlung auch aufgrund der technischen Weiterentwicklung der Stoßwellengeräte nicht oder nur wenig schmerzhaft.

Nach einer kurzen Ruhe- und Beobachtungsphase kann der Patient nach Hause gehen. Eine sportliche Betätigung sollte direkt nach der Behandlung unterlassen werden. Ansonsten bestehen keine weiteren Einschränkungen für den Patienten.

Sollte es nach der Behandlung zu lokalen Rötungen oder Schmerzen kommen, empfehlen wir die Kühlung des behandelten Bereiches und die Einnahme einer Schmerztablette.